Sich schlecht fühlen heißt schlecht sein!?  Der Trugschluss aus frühen Traumata.

von | 7. Apr 2022 | Allgemein

Heute, am Weltgesundheitstag, möchte ich mich den Wurzeln unserer Lebenskraft zuwenden.

Wer zur Zeit mit offenen Sinnen durch eine natürliche Umgebung geht begegnet überall der gewaltigen Expansionskraft des Lebens. Sie bringt die Knospen hervor, diese wiederum zum Aufbrechen, Blühen und Reifen, um wieder neues Leben hervorzubringen.

Dieselbe Kraft ist auch in jedem Menschen wirksam: mit unserer körperlichen Existenz sind wir zutiefst mit den natürlichen Vorgängen, die wir rings um uns beobachten können, verbunden. Wir haben und sind Teil an und von den gewaltigen Vorgängen in der Natur – weil wir Körper und lebendige Organismen sind!

Nun stellen wir uns vor, wir würden so eine kleine Pflanze auf den Mond bringen – also gar nicht mal so weit weg in astronomischen Dimensionen, immerhin noch im Sonnensystem und in relativer Erdnähe. Wir würden ihr etwas Erde und Wasser mitbringen und sie auf der Sonnenseite des Mondes einpflanzen. Würde es ihr dort gefallen? Würde sie überleben?

Bestimmt nicht!

Ihre ganze Lebenskraft würde nicht ausreichen, weil die Umgebung einfach für sie nicht stimmt.

Ein neues Experiment: Dieselbe Pflanze, nehmen wir an, es ist ein Baum, z.B. ein Ahorn, pflanzen wir hier in der Nähe ziemlich nah an einer dicken, starken Mauer. Er bekommt genügend Wasser, Nährstoffe und Licht um wachsen zu können. Allerdings kann sich der Baum nur zu einer Seite hin ausdehnen und wachsen. Er wird seinen Weg finden, seine Säfte werden ungestört fließen. Er wird eine seltsame Form haben und behalten, selbst wenn die Mauer irgendwann vielleicht nicht mehr da ist.

Wir Menschen sind hochkomplexe Organismen und daher viel empfindlicher und störanfälliger als Bäume. Ganz besonders in frühen Phasen unseres Lebens, in denen wir sehr auf eine geeignete, förderliche Umgebung angewiesen sind. Wenn wir das nicht haben oder nur sehr unzureichend, womöglich sogar misshandelt und missbraucht werden, fühlen wir uns schlecht – und da wir es uns als Kinder nicht anders erklären können, werden wir daraus schließen, schlecht zu sein. Diese frühe, weitgehend unbewusste Schlussfolgerung kann fatale Konsequenzen für unsere weitere Entwicklung haben: Denn anders als bei dem Baum an der Mauer im vorigen Experiment, wird der Strom der Lebenskraft gedrosselt und gegen uns selbst gelenkt! Wir verinnerlichen gleichsam die Einschränkung, die wir von außen erfahren und potenzieren sie damit noch. Wir können uns gar nicht vorstellen, wie es ist, wenn die Lebenskraft uns ungestört durchströmt und irgendwann macht uns diese Vorstellung womöglich sogar Angst.

Das muss aber nicht immer so bleiben! Die körperbezogene Arbeit an frühen Traumata ist deswegen so wunderbar und effektiv, weil sie geeignet ist, uns mit unserer ursprünglichen Lebenskraft behutsam in Verbindung zu bringen.

Und das heißt für mich: gesund sein – auch wenn die Form eigenartig gewachsen ist und auch so sein und bleiben darf.

Was heißt gesund sein für dich?